Kontakt: Dr. Robin Rehm
Das vom SNF geförderte Projekt des ETH Lehrstuhls für Konstruktionserbe und Denkmalpflege untersucht die Rolle des Patents in der Architektur sowohl bei der Entwicklung technischer Erfindungen als auch im Hinblick auf Gebrauchs- und Geschmackmusterschutz von Gestaltungselementen. Forschungsgegenstand sind die Bauten des ETH-Bereichs in Zürich und Lausanne, an den Standorten des Paul-Scherrer-Instituts sowie der EMPA von 1855 bis heute. Einen kontinuierlichen, von Innovationsanspruch geprägten Baubestand bildend erfüllen sie die Voraussetzungen für die das Baugeschehen vom Historismus über die Moderne und Postmoderne bis hin zur Gegenwart umfassenden Patentanalysen.
Gemäss der These des Projekts übernimmt das Architekturpatent die Aufgabe eines Akteurs, der zwischen technischer Erfindung und zu errichtendem Gebäude vermittelt. Daraus ergeben sich für das Projekt drei Untersuchungsgebiete. 1. Im Patent differenzieren sich Neuerungen der Technik – basierend auf bereits existierende Erfindungen – beständig aus. Betrachtet wird, in welcher Weise Erfindungen von Seiten der Architekt*innen und im Baugewerbe teilweise mittels Apparaturen und Werkzeugen in Laboren entwickelt werden. Strukturell werden dabei Innovationen eines Sachgebiets, wie etwa der Stahlbetonkonstruktion, in einzelnen Epochen unterschieden. 2. Als Informationsträger für Konstruktionen, Baumaterialien, Farbenrezepturen etc. stehen Patente, und folglich die entsprechenden Gebäude, untereinander in Beziehung. Analog dazu wird das Patent hinsichtlich seines strategischen Einsatzes sowie der mit ihm verfolgten Ziele erforscht. 3. Mit zunehmender Technisierung gewinnt das Patent für die Architektur generell an Bedeutung. Hinzutreten zum Thema «Architekturpatent» Rationalisierung, Normierung, Herstellung von Fertigteilen und Automatisierung der Baustelle. Mithin macht das Projekt deutlich, inwieweit Rationalisierung etc. ihrerseits vom Patent reguliert werden.
Aufgrund seiner Verbreitung gibt es heute kaum ein Gebäude ohne patentierte Bauelemente. Patentstrategien der Gegenwart zu analysieren, gewährt angesichts sich rasant entwickelnder Technik und ihrer Verbreitung durch Nachahmung mit der Folge von Urheberrechtsverletzungen Aufschluss über globale Zusammenhänge der Architekturökonomie. Insgesamt ergeben sich daraus vielfältige Einsichten in technische Belange der Denkmalpflege und des konstruktiven Erbes.
Designpatente der Moderne. 1840–1970. 2019.
Robin Rehm, «Nicht jenes ‹sehen dich an›. Carl Albert Dauthendeys Patent über einen ‹Apparat zum Betrachten von Bildern›», in: Eckhard Leuschner (Hg.), Der Photopionier Carl Albert Dauthendey. Zur Frühzeit der Photographie in Deutschland und Russland, Petersberg 2021, S. 216–227.
Robin Rehm, «Paul Heyck. Ernst Neufert und das Lichtverteilungsdiagramm», in: Olaf Thormann/Walter Prigge (Hg.), Bauhaus-Spuren in Sachsen, Leipzig 2019, S. 342–352.
Robin Rehm, «‹Spiegellicht›. Adolf Meyer und das System Zeiss-Wiskott», in: Katrin Holthaus/Armin Huber/Angelika Steinmetz-Oppelland (Hg.) Leuchten der Moderne. Glasproduktion im Licht des Bauhauses, Essen 2019, S. 98–117.
Robin Rehm, «Das Design, das Patent und die Technik. Von Roentgen bis Eames», in: Robin Rehm/Christoph Wagner (Hg.), Designpatente der Moderne 1840–1970, Berlin 2019, S. 16–57.
Robin Rehm, Rezension: Sebastian Neurauter, Das Bauhaus und die Verwertungsrechte. Eine Untersuchung zur Praxis der Rechteverwertung am Bauhaus 1919-1933, Tübingen: Mohr Siebeck, 2013, in: Journal für Kunstgeschichte. Die internationale Rezensionszeitschrift 17, 2013, H. 2/3, S. 172–181.