Struktur und Prozess: Technische Innovationen im Skelettbau des ETH-Bereichs 1960–1980

Doktorand: Tiago Matthes
Zweitbetreuung: Prof. Dr. Laurent Stalder, Professur für Architekturtheorie, ETH Zürich
Weitere Betreuung: Dr. Sarah M. Schlachetzki

In den frühen 1960er Jahren stieg die Zahl der Studierenden an den Schweizer Hochschulen rasant an. Der 1964 vom Eidgenössischen Departement des Innern in Auftrag gegebene «Labhardt Bericht» bekräftigte diesen Trend, so dass eine umfangreiche Erweiterung des Hochschulbaubestands unumgänglich erschien. Neu aufkommende Planungsmethoden bestimmten Organisation und Prozesse der projektierten Grossbaustellen. Baukonstruktionen wie innovative Stahlbetonstrukturen, neuartige Baustoffe und -maschinen kamen zum Einsatz. Die Planungen, denen oft Statistiken zugrunde lagen, orientierten sich an wirtschaftlichen, soziologischen und prozessualen Parametern. Sie repräsentierten die verstärkte Ökonomisierung und Rationalisierung der Bauten.

Bei der Ausführung dieser umfangreichen Projekte spielten Patente eine massgebende Rolle: Von der Bauwirtschaft zum Schutz ihrer Innovationen lanciert, fanden sie bei Entscheidungen für eine bestimmte Bautechnik im jeweiligen Bauprojekt Niederschlag. Neben ihrer ökonomischen Funktion, das Recht des Anmeldenden gegenüber Dritten zu schützen, übernahmen Patente strategische Aufgaben, wie die Abgrenzung von anderen Neuerungen, die Erzeugung von Konkurrenzmomenten sowie die taktische Offenlegung bzw. Verschleierung von Innovation. Für die Erstellung der Bauvolumen an der ETH kamen rechtlich geschützte Bauteile und Konstruktionsarten zum Einsatz, welche die Hochschule mit ihren grossangelegten Campusplanungen ab den späten 1950er Jahren zum Modellplatz für diese Entwicklungen machten.

Das Doktoratsvorhaben fokussiert auf Patente von Skelettkonstruktionen mitsamt den zu ihnen gehörenden Fassaden- und Bauelementen. Es untersucht technische Innovationen und Veränderungen in der Architektur im Zusammenhang mit Patenten am Beispiel ausgewählter ETH-Bauten zwischen 1960 und 1980. Nach dem Vorbild der Industriebauten wurde die Skelettbauweise zur bevorzugten Bauweise für die Mehrzahl der geplanten und neu errichteten Gebäude der Schule. Das Projekt rückt die bautechnischen Rechtsdokumente in den Fokus und erforscht die in der Baupraxis erfolgenden Adaptionen und Transformationen im Skelettbau.

Dieses Projekt ist Teil des SNF-Projekts «Architektur & Patent. Die Bauten des ETH-Bereichs».