Inventar des Provinziellen

Wahlfach im Herbstsemester 2023

Team: Silke Langenberg, Salome Schepers

Während Städte als kulturelle Zentren seit jeher Schauplatz wesentlicher Architekturströmungen und -diskurse sind, sind insbesondere in den letzten 50 Jahren auch grosse Bestände an ihren Rändern und darüber hinaus errichtet worden. Die Entwürfe der ländlicheren Regionen scheinen aufgrund ihrer Lage (geografisch, politisch, sozial, etc.) im Vergleich zur Stadt durch andere Anforderungen und Kräfte geprägt. Es stellt sich die Frage, ob dieser Baubestand als Konsequenz auch mit anderen Kriterien bewertet werden muss. Das Inventar bietet eine Grundlage, um diese Diskussion zu führen und Ideen für ein erweitertes Wertesystem zu überprüfen: Welche Typologien und Ausformulierungen sind anzutreffen? In welchem Kontext sind die Gebäude und Konstruktionen entstanden, welche Bewegungen und Narrative liegen ihnen zugrunde? Welche Werte sind vorhanden? Welche Bedeutung haben die Objekte aus gesellschaftlicher Perspektive? Der häufig negativ konnotierte Begriff «Provinz» ist bewusst gewählt und soll den Blick auf die zu Unrecht zu wenig beachteten, alltäglichen und gewöhnlichen Baubestände der letzten Jahrzehnte lenken und anregen, über ihre Relevanz zu reflektieren.

Im Rahmen des Kurses wird der in den vergangenen 50 Jahren ausserhalb der städtischen Ballungszentren entstandene Baubestand untersucht. Anhand von Publikationen und Exkursionen werden Gebäude in der Schweizer „Provinz“ recherchiert und Informationen über die Hintergründe ihrer Entstehung gesammelt, um Tendenzen und Verknüpfungen zu erforschen.


Die Studierenden erhalten Einblicke in praktische Methoden der Denkmalpflege. Durch den Perspektivenwechsel von der Stadt aufs Land sind die Studierenden aufgefordert, bestehende Bewertungssysteme und -prozesse kritisch zu hinterfragen und in der Gruppe zu diskutieren. Darüber hinaus ermöglicht das Erstellen eines «Inventars des Provinziellen», Tendenzen eines im fachlichen Diskurs oftmals übergangenen Baubestands zu erforschen und seine kulturgeschichtliche, soziologische und ökonomische Relevanz zu reflektieren.