SAFFA PAVILION BERTA RAHM

Berta Rahms Pavillon zur Saffa’58
Ein Begleitbuch mit Denkmalpflegerischer Auseinandersetzung für einen Wiederaufbau
Focus Work Spring Semester 2021
Student: Senia Mischler

In Kooperation mit dem Verein «ProSaffa1958-​Pavillon», unterstützt von Sonja Flury and Corinne Spielmann

Der kleine, detailliert durchdachte, mit Fural Aluminiumbänder verkleidete Pavillon wurde von der Architektin Berta Rahm im Rahmen der Saffa (Schweizerische Ausstellung für Frauenarbeit) 1958 geplant und errichtet. Er entstand als Anhang an den zerlegbaren Aluminium-​Clubpavillon des Mailänder Architekten Carlo Pagani, dessen Struktur und Formensprache des Hauptgebäudes wieder aufnahm. Nach der Ausstellung wurde der Kleinbau von Erica Hauser, einer innovativen Pilzzucht-​Unternehmerin, gekauft und in Gossau (ZH) wiederaufgebaut, wo er fortan als Betriebskantine und Demonstrationsküche genutzt wurde. Für den seit mehreren Jahren nicht mehr genutzten Pavillon lag im Mai 2020 eine rechtsgültige Abbruchbewilligung vor, eine Information, die dem SNF-​Projekt zur Erforschung der Saffa 1958zugespielt wurde. Zur Rettung des Baus formierte sich im März 2020 der Verein «ProSaffa1958-​Pavillon», der erfolgreich dessen Bewahrung, Vermessung (3D-​Scans Schicht für Schicht), Demontage und Einlagerung finanzieren konnte.

Bevor der Pavillon wieder aufgebaut werden kann, steht ein denkmalpflegerisches Detailinventar, ein Baubeschrieb und die Restauration bevor. Diese Schritte würden wir gerne als Bearbeitungsfelder für studentische Vertiefungsarbeiten anbieten. Vom März bis Dezember 2021 werden die Räume der gta Ausstellungen zu einem Schaulager und eine Werkstatt für Arbeiten am demontierten Pavillon, was die Möglichkeit einer direkten Begegnung mit dem Objekt eröffnet. Die Erkenntnisse der Vertiefungsarbeiten wird im besten Fall zur massgeblichen Grundlage der entwerferischen Entscheide beim Wiederaufbau.

Es besteht die Möglichkeit die Vertiefungsarbeit auch in die Ausstellung am gta zu integrieren. Kuration und Ausstellungskonzept können dabei als Teil der Vertiefungsarbeit gezählt werden.

1. Objektauswahl: Berta Rahm’s Pavillon für die Saffa 1958 in Zürich

2. Zugänglichkeit: Der Pavillon wurde im Frühling 2020 vom Verein ProSaffa1958-​Pavillon abgebaut und eingelagert. Eine Auswahl der eingelagerten Bauteile werden vom März bis Dezember 2021 im gta Ausstellungsraum den Studierenden zugänglich gemacht werden. Die bisher erarbeitete Baudokumentation wird vom Verein zur Verfügung gestellt. Auch ist der Verein als Ansprechsperson bei der Betreuung dabei.

3. Fragestellung:
Dokumentationen dienen nicht nur dazu, ausgeführte Maßnahmen im Nachhinein festzuhalten, im Zentrum steht vielmehr der Gedanke, dass Baudokumentation Grundlagenermittlung ist, die bereits vor Planung oder Ausführung ansetzen muss. Mögliche Fragestellungen können sein:

– 3-D Scans und Virtual Reality Lab: Der Abbau des Pavillons in drei Abschnitte – Bestand, Unterkonstruktion und Tragwerk – und den dazugehörigen Pointcloud-​Scans führen zu einem ungewöhnlich kompletten 3D Modell, welches auch Informationen über den Aufbau der Schichten enthält. Die 3D Daten dienten als Basis, um in Handarbeit die massgetreuen 2D Pläne zu zeichnen. Doch die 3D-​Daten bergen noch weitere Potentiale für die Denkmalpflege. Kann man Informationen zu Bauphasen darstellen? Können wir mithilfe des VR Labs durch die verschiedenen Zeitschichten hindurchlaufen?

– Materialien der Nachkriegszeit: Scobalit, Fural, Laminat, der Pavillon von Berta Rahm weist neben massgeschneiderte Schreinerarbeiten auch eine Vielfalt “neuer” industriellen Materialien auf. Es sind auch diese Materialien, die jetzt an ihr Lebensende gelangen. Kann man den Einsatz der “neuen” Materialien kartieren, kann man sie dennoch Restaurieren oder gibt es zeitgenössische Produkte, die einen guten Ersatz dafür wären?

– Farbe: Die zwei Standorte und verschiedenste Nutzungen im Leben des Pavillons haben an den Wänden ihre Spuren hinterlassen. Kann man anhand der erhaltenen Muster der Wandstücke die Farbigkeit der verschiedenen Zustände rekonstruieren? Erlauben uns wiederum die Materialität und Töne der Farben Rückschlüsse auf die Nutzungen ziehen? Und was verstecken sich sonst für Spuren zwischen den Farbschichten?

– Bauteilkatalog: Bei der Demontage des Pavillons wurden alle Bauteile einzeln mit einem Code versehen, welches uns die Position im Bauwerk verrät. Doch stammen sie alle aus verschiedenen Zeiten, sind aus unterschiedlichen Materialien gemacht und weisen diverse Schäden auf. Erst ein Katalog anhand dieser Kriterien erlaubt uns denkmalpflegerische und gestalterische Entscheidungen beim Wiederaufbau zu treffen. Welche Form hat dieser Katalog? Könnte ein Katalog im Ausstellungsraum auch räumlich werden?

4. Dossier: Vor der ersten Besprechung ist ein kurzes Dossier (1-2 A4-​Seiten) vorzubereiten, dass Informationen zum Objekt und einige Impressionen/Fotos enthalten.

5. Termin: Das vorbereitete Dossier ist per E-​Mail an die Ansprechperson zu schicken. Ihnen wird danach eine Tutorin oder ein Tutor zugeteilt, mit dem Sie alles weitere klären können.

Text: Sonja Flury and Corinne Spielmann, Verein «ProSaffa1958-​Pavillon»