ARBEITSLANDSCHAFT EINES STAUDAMMS:
DIE TEMPORÄREN ARBEITERSIEDLUNGEN VON LA GRANDE DIXENCE, 1950 – 1967

Doktorand: Rune Frandsen (Professur Günther Vogt, ETH Zürich)

Dieses vom SNF geförderte Forschungsprojekt wird federführend vom Institut für Landschaft und Urbane Studien (LUS), Professur Günther Vogt, ETH Zürich geführt. Prof. Dr. Silke Langenberg ist Co-Referentin der Dissertation.

Dieses Forschungsprojekt untersucht die Auswirkung der Bauarbeiten an La Grande Dixence, dem weltweit grössten Staudamm, auf die Veränderung der alpinen Landschaft. Er wurde zwischen 1950 und 1967 als Reaktion auf die schnell steigende Nachfrage nach Strom in der Schweiz der Nachkriegsjahre gebaut. Die abgeschiedene Lage der Baustellen und die Notwendigkeit, möglichst viele der Arbeiten in den Sommermonaten zu bewältigen, führte zum Bau von temporären Wohnsiedlungen für die Arbeiter in direkter Nähe der Baustellen, manchmal bis zu einer Höhe von 2’800 Metern über Meer. Mit ihrem Verschwinden nach der Fertigstellung des Dixence-Komplexes wurden diese Zeitzeugen des Beitrags der Gastarbeiter, die das meiste zu diesem Unterfangen beitrugen, ausgelöscht. Aufbauend auf Tim Ingolds Begriff einer «taskscape», rekonstruiert diese Doktorarbeit die ganze Bandbreite an Aktivitäten, die zur Errichtung dieses Staudamms erforderlich waren und rekonstituiert seine Räumlichkeit. Doch auch wenn dies nur eine vorübergehende Situation war, so stellt sie doch ein Beispiel des Wohnens in einer hochalpinen Umgebung dar und trug zur Gestaltung der Landschaft bei, die wir heute sehen. Die verwendeten Werkzeuge – wie Dynamit, Lastwagen oder Seilkräne – haben diese Landschaft auf ganz besondere Weise geprägt. Auch Strassen, Lawinenschutz, Erdwälle und Fundamente bleiben als Zeugen dieser einstigen Aktivitäten. Die Beschreibung dieser Taskscape setzt die Vergangenheit in Beziehung zur Gegenwart. Sie erlaubt uns zu hinterfragen, wieso manche Spuren absichtlich verwischt, einfach aufgegeben, oder hervorgehoben wurden und zeigt uns wie das Bild der Alpen von seiner wahren, physischen Materialität abgekoppelt und zu einer diskursiven Konstruktion wurde.